liebt // 03.10.2012

Madmäusele und ihr Koffertier

„Erst auf dem vollgeschriebenen Blatt Papier entwickelt sich ihr absolutes Gespür“, so sagt man hier von mir. Will ich Dich spüren, Dich vermissen, muss ich Dich folglich auf diesem Blatte wissen. Obwohl: in der Küche schreibend sitzend treten 8, 9 bis 10 italienische Postrechtecke als Zeugen Deiner Allanwesenheit auf. Bella Italia! Italia, Du Bella! Ein Duft von Pesto und Pasta ist leicht zu erzeugen, gleichwohl der spirituinöse Genuss von Aperol-Spritzherzlichkeit und Weisweinheitlichkeit auf dieser Vermissungsrechnung gerade allzu teuer in Preislichkeit das Buch zerschlagen würde. La dolce vita? Doch: nicht verzagen, Kühlschrank fragen! Drei Mal Eis der Kälte, was kann uns ernähren? Oliven mit Paste aus Knoblauchknete? Lachs ist uns auch nicht lax. Zu Dir oder zu mir? Aus Hammer Buchhochkulturen zu Horner Reisegestaltergaleristik ist es nicht weit – 6 Minuten weist der Herr H von V auf V auf.

Und ja, hier schreibe ich gerade ein weiteres Mal – nach der „Transkulturalitätsidentität“ (08/11) – literaturnoblessig die rosaroten Fäden unserer Freundschaft nieder. Spinne sie fort. Flechte hier und dort in den schön gebundenen Zopf Anekdoten ein. Ganz ohne mich zu verknoten. Ach, ist das fein! Und so rein! So soll es sein.

VERONA-VENEZIA-MILANO 283

Freundschaft: ein Duett verschiedenster Klänge und Ge-Zeiten. Vom Juli in 11 berauscht sinnierten wir kulturologisch in kulinarischer Höchstform italienische Städte rauf und nieder – immer wieder. Die Sechs sich tagend, sich nicht beklagend, war folgendes Szenario zu bestaunen: zwei Frauen zu Fuß. Herz links, rechtshändig der Koffer. Keine Münzen für Bustransverkehr verprassen. Dann: Verona, Venedig, Verona, Mailand und wieder Verona. Nicht zu vergessen, dass Hinflug aus dem poppenden Büttel noch gerne per Zwischenstopp ein Kölsch trinken wollte, anstelle seine Flügel in der Hauptstadt abzusenken. Oder war’s andersrum? Wie auch immer: schön war’s. Wie immer!

Auch an zweiter Bewei(h)nachtung und dessen Tag − wenn Madmäusele den Besuch des Gabenmannes und seiner und ihrer Familie auf ihrem Geburtstag gerade erst verkraftet hat − scheut sie keine Müdigkeiten, sich meiner einer gastgenerierend anzunehmen. DVDs bestaunend zog es mich zu Dir, wo ich doch eigentlich für die Couch des Müllers terminiert war. Es sind solche Momente, in denen dieses freundschaftliche Sprichwortgeschwafel von „Männer kommen und gehen, beste Freundinnen bleiben!“ ein bisschen Ernsthaftigkeit für mich in sich gewinnen kann.

Wieder einmal auf dem Flughafen sich befindend, dann vor ein paar Monaten der Ausspruch meinerseits: „Du kannst ruhig fliegen, Du kannst ruhig gehen. Ich glaube, da passiert gerade etwas sehr Großartiges in meinem Leben – da meint es jemand gut mit mir. Keine Sorge!“. Jaja, es ist in der Tat viel passiert. In Hamburg. In Kapstadt. Auf der ganzen Welt. Es dreht sich. Alles fort. Geschichte schreibend oder Fäden spinnend. Konnte ich Dir schon alsbald doch aus dem Ausland ins Ausland zuprostestierend attestieren: „Verliebt, dass es sowas noch gibt!“.

Deine Mutter auf der Schranke des Claudius‘ nun aber letzte Woche kofferbepackt noch aus dem Augenwinkel entdeckend, macht mir doch bewusst, dass noch was gesagt sein muss: wer geht, der muss auch heimkehren! Denn die Sarah – obgleich sie sich allzu häufig in ihre Wände verkriecht und Du sie dann mit „UPDATE, UPDATE, UPDATE!!“ Füße vor die Türe treten lässt – ist kein wahrhaftiges Koffertier. Ist es nur im Kopfe. Ließ sich aber eben nicht auf 50 mal 50 Zentimeter einklappetieren, um sich in Mutter Topraks Koffer einzuquartieren und so im Luft- und Kofferraum nach Kaptstadt zu hausieren…

Also erneut die Bitte: in knapp drei Monaten stehst Du dann bitte hier vor mir! Denn sonst muss ich Dir noch mehr Blatt Papier widmen – gar ganze Schinken in Papier einwickeln… Dafür fehlt es mir jedoch noch an Muße. Schriftstellerisches Rad des Rückens will auch noch geölt werden. Aber immerhin: es ist soweit, Frau Steidl nimmt den Nachnamen Bachelorette an. (Und ihren Bachelor hat sie auch gefunden.)

Tausend Zeilen mehr im Bauch sich anstauend, geht es doch lieber ans Bestaunen Deiner Afrika-Fotografik-Art! Großartig, Madmäusele!

Zum Abschluss ein Kuss

– wie immer ein Muss!

Auf Deine Nuss.

Auf uns!