fühlt // 15.08.2011

„Sch[t]oßgebete“ gen Himmel

IMG_0305

Lieber Jan, es war einmal im Mathematikunterricht in unserem letzten Schuljahr: Das Abitur war geschrieben; die Ergebnisse ließen auf sich warten und ein jeder von uns nutzte die halbwegs nutzlose Zeit für den noch nutzloseren Zeitvertreib. Das Eiscafé Jacobs hätte zu dieser Zeit sicherlich noch mehr Umsatz gemacht, hätte es einen Walk of Eis auf der Strecke vom CPG zum MCG und zurück vom MCG zum CPG für alle Pendlerinnen und Pendler inklusive Mautstreuseln eingerichtet. 4,13Periode5 Kugeln pro Schultag waren Pflicht – naja, diese Geschichte wird sicherlich auch noch erzählt werden. Es war jedenfalls wieder eine dieser endlos langen Stunden mit Frau Topfblumenschnitt und Du kamst als letzter in unseren Raum. In der einen Hand hat sich sicherlich ein Eis befunden, glaube ich. Die zweite Hand  − es muss die Linke gewesen sein, denn das ist als Linkshänder Deine Rechte und dann eigentlich auch Deine Erste −, war von einem rosafarbenen rechteckigen Etwas geziert, das in einem Kontrastspiel – Herr Meier wäre stolz auf mich – zu Deiner sonst recht farblosen – weil schwarzen – Klamottenwahl stand und sich ein bisschen sehr arg stark mit dem derzeitigen rot-schwarz deiner Haare biss. „Feuchtgebiete“. Jan las die „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche. Irgendwie passte es schon wieder so sehr, dass es nicht sonderlich nennenswert gewesen wäre, hätte Frau Topfblumenschnitt-Gartenzwerg nicht gefragt, ob es sich hierbei um ein Geografie-Buch handeln würde. Wie weit kann man vom medialen Dreck weg(-)leben? Schlagzeilen überschlugen zu dieser Zeit Schlagzeilen – man stritt sich über die richtige Aussprache des Nachnamens und philosophierte noch mehr über die richtige Bewässerung von Avocada-Bäumen. Lass uns festhalten, dass dieser Roman in rosa-grüner Umschlagkomposition sich als äußerst fruchtbarer Boden für das Ansähen von zahlreichen Streitgesprächen über (Unterhaltungs-)Literatur erwies…Ich konnte es nicht lesen. Lesen nicht, hören schon! Aber auch das war schon fast ein bisschen anstrengend und fürchterlich – was aber auch an der nasalen Sprache über die Analen der (Hörbuchautorin und) Autorin selbst gelegen haben könnte. Jetzt gafft mich schon wieder so ein Paperbackpäck aus den Hauptregalen aller Buchhandlungen an. Halbe Million (Exemplare) als Startauflage! Was ist das bloß für eine Erfolgsgeschichte eines „IMM“-Mädchens? Neid? Ja, irgendwie schon und dann auch nicht, weil literarisch nicht wertvoll e, t, c und pp…Ich schieße „Scht[t]oßgebete“ gen Himmel! Wirklich! Die gute Scharlott Rooooosch mag vielleicht etwas zu sagen haben, aber dann soll sie ihrer Vorliebe für das Orale im Nasalen wieder lieber Freilauf lassen! Sprechen, schreien, rufen, plappern, brabbeln, sabbeln – alles gerne, aber nicht SCHREIBEN!! „Sch[t]oßgebete“ gen Himmel – nein, ich glaube auch nicht an einen Gott, da haben wir vielleicht was gemeinsam. Immerhin. Stoßgebet ist ein Begriff aus den christlichen Religionen und bezeichnet ein kurzes, rasch hervorgestoßenes Gebet. Das ist ein Worterguss, kein Samenerguss! „Eh die Lippen kalt sein,/ Soll uns kein Stoßgebet/ Zu simpel und zu alt sein,[…]“, da hat sich wohl jemand auch das Gesangbuch der Brüdergemeinde von 1765 feministisch zu sehr auf der Zunge zergehen lassen… Nein, liebe Frau Roche, stecken Sie sich meinetwegen alles in den Mund oder in den A****, aber bitte Finger weg vom Schreibgerät! Danke! „Schoßgebete“ – unbedingt nicht lesen!

Alle Gute

Deine Sarah