fühlt // 20.08.2014

S wie supergeil

An verdammte Zeitgenossen

picassos_hund

Wir wissen aus der Informationsgesellschaft, dass Abweichung und Differenz Aufmerksamkeit erzeugen und eher registriert werden als die Erfüllung von Erwartungen. Weil S nicht länger die Erfüllung von Erwartungen sein will steigt sie nicht zum dritten Mal binnen 24 Stunden in die Straßenbahn gen Uni. Rückwärts und doch vorwärts gehend entscheidet sich S gegen die Erfüllung von Erwartungen und für ganz viel Hitze auf ihrem Gesicht. Für ganz viel Schweiß auf einem von Kameras beleuchteten Gesicht. Und gegen den Angstschweiß in den Achseln, die den Rasierer seit Wochen nicht mehr gesehen haben. Ein Leben ohne leere Grußformeln. Jetzt. Ab sofort. Ein gepfeffertes polemisches Temperament muss her, ist ja schon da, um sich von den Krankheitskeimen im Gewebe des akademischen Turms befreien zu können. Als Genie der Schamlosigkeit für mehr radikale Eindringlichkeit bei lässiger Meisterschaft und für drei Bier anstelle von kein Bier vor Vier. Raus aus dem Schreckensregiment unsichtbarer Beleidigungen und Versklavungen. Wofür? Um nicht die besten Jahre mit einer gähnend langweiligen Promotion zubringen zu müssen. Denn: dass die Welt ist eine zerbrechliche Einrichtung ist, weiß jedes Kind. Und S will Kind sein. Die Tannenbäume sind weg und auch die Silvesterschlangen, die wie Zierfische in den Pfützen schwammen. Willkommen in 2014. Gerade jetzt ist das Leben zu kurz, um nur ein verhungertes Daseinsgefühl am Straßenrand zu sein. Kleinmütige Zeilen über ein junges, ungelebtes Leben. S krempelt die Hemdsärmel hoch, schneidet sich den imaginativen Pferdeschwanz ab. Wer kalkuliert, ist ein Feigling. Kalkulieren besteht in Gewinn- und Verlustrechnungen. Der Jäger, der zwei Hasen jagt, verfehlt beide. Ich jage Tiger. Ich trete als Spiegelkind einer globalisisierten Welt bei der Sonntagsrede im Radio auf. Die künstlerischen Biografien lassen sich ohnehin nicht über einen Kamm scheren. Ich bin S und ich will nicht nur an der Oberfläche kratzen. Ich will runter bis aufs Knochenmark und mir dort die Zähne ausbeißen. Schweizer Käse oder Morbier? Ist der Sex die Konkubine des Kapitalismus? Maggi-Suppen, Mehrzweckbeutel, Mercedes-Autos – nichts lässt sich an den Mann bringen ohne das Bild der jungen Frau. Man bedenke: Akademikerinnen verdienen auch 2014 rund 22 Prozent weniger als ihre männlichen Voyeure. Monumentaler Exzess, wüste Ausschweifungen auf rund 2500 Seiten. Das will S. Endlich erklären, warum der Darm der wichtigste Berater des Gehirns ist und von sirrender Kühnheit sprechen. Von einer Welt schreiben, in der Katz und Maus im selben Haus leben. Beide hatten sich lange nicht gut verstanden. Dabei kommen sie beide aus Deutschland. Jetzt sind beide angekommen. Beieinander. Ankunft statt Herkunft. Aufbruch statt Heimkehr. Also: Ab ins Tal, die Zukunft spüren!

S wie Selbstfindungsprosa. Provozierend. Unterhaltsam. Supergeil.