fühlt // 07.05.2013

Regenrunzeln

IMG_6273[1]

Gespensterhaft flattern federleicht wespenhaft segelnd, schaukelnd und schlingernd im Sommerwind zwei ausgewachsene Pisswolken. Nervig wie sie zu Boden eiern, im Sturm der Gezeiten sich umtänzeln − und nur um mich an das Fehlen meiner Säcke zu erinnern! Ich zwinge mich bei unterdrückendem Impuls meinen glasigen Blick festzuzementieren, die monströsen Graugetümer damit lichterloh in Flammen zu setzen. Doch der Fokus will nicht halten; ich schmeiße schmissig die erste – und zweite und dritte und vermeintlich vierte − Seite der Zeitung meines Vertrauens auf und gähne erschrocken beim Reinblick. Wie ich‘s erwartet habe! Ein verschwenderisches Meer von Buchstaben wellt sich wülstig über übergroßes gräuliches Papier; es glotzt gar arrogant zu mir hoch, fühlt sich in der Überzahl und zeigt sein Besorgnis erregendes Ausmaß von ADHS. Muss ich das hinnehmen? Oder doch eher auseinandernehmen? In der allgemeinen Verwirrung findet auf dem Blatt eine semantische Verwandlung statt. Blödsinn: gar nichts passiert − außer, dass ich die Buchstaben nun brav – mithilfe der deutschen Sprachmutter − in Reih und in Glied und immer schön hintereinander weg mir besehe und merke, dass dieses also dort und jenes dortens steht. „0815-Journalismus also“, hoffe ich zu denken, bastel eine Schwalbe aus den 132 Seiten und verhexe sie mit meinem Staubsaugerschlauch. Geijääääähl! Dann bestelle ich ein kleines, zimmertemperiertes und unbedingt auch stummes Wasser, einen Beilagensalat mit Katzenköttbullar, drehe mich auf die deftig besamte Seite des Bettes und schlafe ein zu dem Geräusch zertrümmender Seifenblasenopern.